Die Papierherstellung ist ein Thema, das für Aufregung sorgen kann, vor allem, wenn Umweltfragen zur Sprache kommen. In diesem Text gehen wir auf wichtige – auch ethische – Fragen ein, die mit der Papierherstellung zusammenhängen.
Papierherstellung – Fakten und Mythen
Die erste Assoziation mit der Papierherstellung ist der Holzeinschlag. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass die Wälder in einem enormen Ausmaß abgeholzt werden, um die Marktnachfrage zu befriedigen. Es stimmt, dass die Hälfte des weltweiten Holzes für die Papierherstellung verwendet wird, der Rest für andere Zwecke (Brennholz oder Rohmaterial für die Möbel- und Bauindustrie). Aber werden wirklich alle Bäume ohne nachzudenken gefällt, und werden alle Baumarten gerodet? Nicht unbedingt.
❌ Mythos Nr. 1
Für die Herstellung von Papier wird nur Holz bester Qualität verwendet.
✅ Tatsache
Das Holz für die Papierherstellung stammt aus so genannten Pflegeschnitten, die für die Hygiene des Bestandes notwendig sind. Die Bäume aus solchen Schlägen wären ohnehin gefällt worden – zum Beispiel, um den verbleibenden Bäumen nicht das Licht oder den Platz für ihr Wachstum zu nehmen. Die Verwendung des Holzes aus Pflegeschnitten für die Papierherstellung ist eine Möglichkeit, den Rohstoff zu nutzen, der bei einem solchen „hygienischen“ Einschlag anfällt.
❌ Mythos Nr. 2
Bäume, die lange wachsen, wie z. B. Eichen, werden für die Papierherstellung verwendet.
✅ Tatsache
Dies ist nicht wahr. Das Holz für die Papierherstellung stammt in der Regel aus Nadelbaumbeständen. Dabei handelt es sich meist um Kiefern, die weniger Zeit zum Wachsen brauchen als beispielsweise Eichen. In der Regel wird das Holz aller vorkommenden Nadelholzarten – außer der Kiefer – Fichte und Tanne sowie einiger Laubholzarten (Buche, Pappel, Birke) für Zellstoff verwendet.
- 🌳Kiefer – das Durchschnittsalter eines ausgewachsenen Baumes beträgt 50 Jahre
- 🌳 Eiche – das Alter eines erwachsenen Baumes beträgt im Durchschnitt 120 – 200 Jahre
(…) Bäume, die erst Holzrollen und dann Papierrollen und -bögen liefern, müssen sowieso gefällt werden. Denn die Pflege eines Waldes erfordert einen ständigen Rückschnitt. Das Holz, das für die Papierherstellung verwendet wird und gemeinhin als ‚Zellstoffholz‘ bezeichnet wird, stammt aus dem Einschlag von Jungbeständen und ist von schlechtester Qualität. Wir dünnen die jungen Bestände von Kiefern, Fichten, Birken und Erlen aus, indem wir die schwächsten Bäume fällen. Die dünnsten Bäume werden zu Hackschnitzeln zerkleinert und an Unternehmen geliefert, die z. B. Möbelplatten herstellen. Die etwas dickeren, aber technisch mangelhaften Holzstücke wiederum gehen an Papierfabriken.
Förster Jarek, „Papierrollen werden aus Holzrollen hergestellt“, Quelle www.lasy.gov.pl
Ein größeres Problem als das Abholzen von Bäumen bei der Papierherstellung ist in diesem Fall der Einsatz großer Mengen an Wasser und Chemikalien.
Im Bild: Holzstapel, die für die Papierherstellung bestimmt sind. Diese Art von Holz, das in den Staatswäldern als „Zellstoffholz“ bezeichnet wird, ist für die Verwendung in Möbeln oder im Bauwesen nicht geeignet.
Quelle: lasy.gov.pl.
FSC-zertifiziertes Papier
Immer mehr vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziertes Papier kommt auf den Markt. Papier, das das FSC-Symbol trägt, wird aus Holz hergestellt, das aus nachhaltig und sicher bewirtschafteten Wäldern stammt.
Holzhaltiges und holzfreies Papier – Unterschiede in der Herstellung
Nach der Beschaffung des Rohstoffs für Papier kommt es auf den Produktionsprozess an.
Der Holzschliff wird behandelt – entweder chemisch oder mechanisch. Je nach Art des Verfahrens ist das Ergebnis entweder holzhaltiges oder holzfreies Papier. Die eine Methode ist abfallarm, während bei der anderen die Rückstände aus der Behandlung in einen zweiten Kreislauf gehen oder als Energierohstoff verwendet werden.
Holzpapier – wird in einem mechanischen Verfahren mit wenig Abfall hergestellt. Bei der Verarbeitung werden etwa 95 % des Holzvolumens verwendet, das zusammen mit anderen Bestandteilen wie Harzen und Lignin zermahlen wird, bis sich die Zellulosefasern trennen. Die Zusammensetzung eines solchen Papiers umfasst daher Holzstoff, Altpapier und Zellstoff – in unterschiedlichen Anteilen.
Holzfreies Papier – wird durch chemische Behandlung von Holz hergestellt, um die reine Zellulose aus dem Holz zu isolieren. Das daraus resultierende Papier besteht nur aus Zellulose oder aus Zellulose und langfaserigem Zellstoff – Hadernstoff. Die bei diesem Herstellungsverfahren gewonnenen Fasern sind lang und alterungsbeständig. Der nach der Verarbeitung verbleibende Rückstand wird als Rohstoff für andere Produktionsverfahren oder als Energiequelle verwendet.
Umweltfreundlicher Produktionsprozess
Die chemische Behandlung von Holz steht nicht nur auf dem Radar von Umweltschützern, sondern auch von Papierfabriken, die ihre Prozesse optimieren, um die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern, die mit der Papierherstellung einhergehen können. Eine geeignete Kennzeichnung hilft, gute Produktionspraktiken zu erkennen.
Das EU-Umweltzeichen bedeutet, dass bei der Herstellung des Papiers keine Chlorverbindungen oder andere schädliche Stoffe verwendet wurden. Neben dem EU-Umweltzeichen gibt es noch weitere Kennzeichnungen:
➤ PCF – Wasserstoffperoxid, Ozon oder Sauerstoff wurden anstelle von Chlor zum Bleichen verwendet,
➤ TCF – bei der Herstellung wird kein Chlor verwendet,
➤ ECF – Chlor wird durch weniger invasive Substanzen im Produktionsprozess ersetzt.
Die Papierindustrie bemüht sich heute um eine zunehmend nachhaltige und umweltfreundliche Produktion. Dies ist sowohl auf die zahlreichen Vorschriften auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene als auch auf das wachsende Umweltbewußtsein zurückzuführen.
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